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Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 458.1.1 (INTR 2016-06-13)
Fragment eines Beschwörungsrituals mit mythologisch-erzählenden Partien (CTH 458.1) Textzeugnisse
Literatur Haas 1971, 418-419; Hutter 1988, 108; de Martino 1998, 147; Haas 2003, 73-74 mit Anm. 384-385; Christiansen 2006, 109. Editionsgeschichte Das Fragment 474/b wurde erstmals von H. Ehelolf (aus dem Nachlass) als KUB 32.131 publiziert. H. Otten publizierte das Fragment erneut 1969 zusammen mit dem direkten Anschluss 165/d als KBo 17.54. Das Fragment 1831/c wurde von Otten 1971 als KBo 20.73 publiziert und später von E. Laroche 1972, 110, als direkter Anschluss zu KBo 17.54 identifiziert3. Schließlich wurden die drei kleinen Fragmente 933/c + 109/c + 2343/c von H. Otten 1997 als KBo 40.25 in Autographie zusammen mit KBo 17.54 und KBo 20.73 veröffentlicht. Bislang steht keine vollständige Bearbeitung dieses Rituals zur Verfügung. Inhaltsübersicht Von der ursprünglichen Tafel haben sich nur die zweite Hälfte der Vs. I und die erste Hälfte der Rs. IV erhalten. Die Vs. II ist völlig verloren gegangen und von der Rs. III sind nur wenige Zeichen erhalten4. Zum Titel dieses Rituals vgl. KBo 17, V5. Tatsächlich enthält das Ritual in den kola 4-10 und evtl. auch in den kola 27-31 zwei Mythologeme, in denen die Sonnengottheit die Hauptrolle spielt. Dagegen handelt es sich nach Haas 1971, 418, um ein Beschwörungsritual für den König, das wohl von einer MUNUSŠU.GI vollzogen wird. Jedoch bestätigen die erhaltenen Teile des Rituals diesen Vorschlag nicht. Zu Beginn des Rituals rezitiert die Beschwörerin (eine MUNUSŠU.GI, wie aus der Fortsetzung des Textes zu entnehmen ist) eine mythologische Erzählung, in der die Sonnengottheit die Hauptrolle spielt (kola 1-10). Anschließend bittet sie sie, den Ritualherrn von einer langen Reihe von Krankheiten zu befreien (kola 11-23). Der § 4 (kola 24-26) bleibt wegen der unbekannten Bedeutung des Wortes dammašḫa- unklar. Danach folgt eine Zauberformel, in der die Sonnengottheit wieder auftritt6. Die nachfolgenden Zeilen bis zum Ende der Kolumne sind wegen der Lücken des Textes unklar: einige Handlungen, bei denen der Gott Antaliya, der vergöttlichte Fluss Maraššanta und ein schwarzer Stier belegt sind, finden auf einem Pfad statt. Am Anfang der Rs. IV setzt der Text mit einer erneuten kleineren Liste von Krankheiten (kola 45-50) wieder ein. Anschließend soll ein Esel als Substitut die Krankheiten des Ritualherren aufnehmen7. Der Esel wird dreimal ringsum geführt, danach bespuckt die Beschwörerin ihn und schließlich wird er weggebracht (kola 51-63). Dann spricht die MUNUSŠU.GI eine neue Zauberformel, in der sie den Ritualherren mahnt, seine Krankheiten auszuspucken (kola 64-65). Es folgt eine Ritualhandlung, in der die Beschwörerin einen Zweig des eya-Baums und glühende Kieselsteine in ein Feuerbecken legt, sich darüber ihre Hände wäscht und dadurch die Kieselsteine abkühlt (kola 66-76). Nun spricht sie eine Beschwörung und führt ein Ritual mit Analogiezauber durch, durch das der Feind genauso harmlos werden soll, wie die Kieselsteine abgekühlt worden sind (kola 77-82). In den letzten, teilweise lückenhaft erhaltenen Zeilen scheint es, dass die Ritualhandlung mit dem Feuerbecken und dem Zweig des eya-Baums wiederholt wird. Das Ritual zeigt (besonders in der Vs.) mehrere Parallelen mit den Ritualen der Tunnawiya (CTH 409 und CTH 760). In einigen Fällen handelt es sich sogar um echte Duplikate. Die folgende Tabelle zeigt diese Entsprechungen:
Wie schon in Haas 1971, 418-419, bemerkt, erinnert A1 Vs. I 6'ff. an KBo 3.8+ III 19 ff. (CTH 390.A), in dem Tiere, Berge, Täler und Wiesen losgelassen sind (lāttat) und an KUB 43.52+KBo 55.31+ Rs. III 14'-16' (CTH 390.C), in dem einige vorher gebundene Körperteile losgelassen werden sollen (lāu). In A1 Vs. I 4'-5' sind die Orte genannt (Wiese, tiefe Täler, Fluss, Berge), in denen in mythologischen Texten die verschwundenen Gottheiten gesucht werden sollen. Insgesamt kann CTH 458.1 als Heilungs- oder Entsühnungsritual gegen Behexung betrachtet werden. In Anbetracht der zahlreichen Ähnlichkeiten kann man nicht a priori ausschließen, dass es zur Ritualgruppe von Tunnawiya gehört. Seine genaue Positionierung ist nicht festzustellen, aber evtl. könnte es einer der verlorenen Tafeln von CTH 409 (3. Tafel?) oder CTH 760 zugeteilt werden. Das Fragment zeigt eine typisch mittelhethitische Handschrift im Duktus IIb. Bemerkenswert ist das folgende: kat-ta, das einmal in Ligatur (A1 Rs. IV 6') und einmal ohne Ligatur (A3 Rs. IV 22) geschrieben ist. ḪAR zeigt eine nicht typische mittelhethitische Form mit den waagerechten Keilen nach rechts verschoben. Dagegen zeigt AḪ eine typische mittelhethitische Form. AZ ist sehr breit gezeichnet; das unterschriebene ZA ist deutlich getrennt und rutscht in die darunterliegende Zeile hinein. Die folgende Tabelle veranschaulicht diese Merkmale:
␣␣ © Universität Mainz – Institut für Ägyptologie und Altorientalistik |
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